Nach Ansicht von IOC-Präsident Thomas Bach wäre eine deutsche Olympia-Bewerbung derzeit chancenlos - aufgrund der Einflussnahme der Politik. Der Bundesregierung sei "zunächst einmal zu empfehlen, dass man in Deutschland die Grundvoraussetzungen dafür klärt, die eine solche Bewerbung überhaupt erst möglich und dann auch aussichtsreich machen", sagte Bach im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Der 70-Jährige, der im Juni 2025 nach dann zwölf Jahren seinen Posten als Vorsitzender der Internationalen Olympischen Komitees abgeben wird, ergänzte, auf "politischer Seite" fehle "derzeit der Respekt vor der politischen Neutralität der Olympischen Spiele".
Die Bundesregierung habe "die politische Neutralität des Sports zuletzt im Vorfeld der Spiele von Paris verletzt", so Bach, indem sie individuellen neutralen Athleten mit russischem oder belarussischem Pass die Einreise zu Sportveranstaltungen in Deutschland verwehrt habe.
"Man kann die Spiele aber nur an ein Land vergeben, in dem die gastgebende Regierung nicht bestimmt, welche Athleten an den Spielen unter welchen Voraussetzungen teilnehmen dürfen", merkte Bach an, um dessen Nachfolge sieben IOC-Mitglieder kandidieren: "Solange das nicht eindeutig geklärt ist, muss man auch nicht weiter über die Austragung der Olympischen Spiele spekulieren."
Deutschland arbeitet an einer Bewerbung um Spiele, bevorzugt sind Sommerspiele im Jahr 2040, auch eine Bewerbung für 2036 steht im Raum. Bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am Samstag in Saarbrücken stimmen die Delegierten darüber ab, ob der Dachverband die Aufnahme in den kontinuierlichen Dialog (continuous dialogue) beim IOC beantragt.
Zumindest für den Rest seiner Amtszeit schloss Bach aus, dass die Ringe-Organisation mit einem Interessenten in den sogenannten gezielten Dialog, der praktisch einem Zuschlag gleichkommt, eintreten wird. "Danach kann ich für nichts garantieren", sagte Bach am Donnerstag bei einer Pressekonferenz nach dem dreitägigen Treffen der IOC-Exekutive.