Der spektakuläre Flug von Ryoyu Kobayashi auf 291 Meter sorgt in der Skisprung-Szene für viel Aufruhr - auch beim bislang letzten deutschen Vierschanzentourneesieger. "Von gefühlt allen Kontakten in meinem Adressbuch kam der Link zum Video", berichtete der ehemalige Weltklasse-Skispringer Sven Hannawald dem SID. "Die Weitenjagd ist jetzt eröffnet. Es ging nur darum, wer den ersten Schritt macht."
Durch die Augen seines jüngeren Ichs sagte der heute 49-Jährige: "Ich wäre direkt mitgefahren." Für die nun startende Rekordjagd kämen alle "stabilen Flieger" infrage. Etwa der Österreicher Stefan Kraft. Hannawald ist begeistert und warnte zugleich: "Wir kommen in eine Region, wo man den Kopf mit dabei haben muss." Sollten die Bedingungen nicht stimmen, "gilt es, zurückzuziehen".
Auch Kobayashi selbst dürften die noch nicht gefallenen 300 Meter reizen: "Ich glaube, er ist der Erste der sagt, 'Jungs, das war cool, aber wir haben noch nicht die 300'", vermutete Hannawald. Er freue sich für Kobayashi und bewundere den Japaner schon seit dessen Anfängen im Skispringen.
Kobayashi war auf einer provisorischen Schanze in Island auf 291 Meter und damit fast 40 Meter über den Weltrekord geflogen. Der Ski-Weltverband (FIS) erkennt den Flug allerdings nicht an. Die offiziellen Bedingungen seien nicht eingehalten worden. Eine Vergleichbarkeit könne nicht gewährleistet werden. Aus FIS-Sicht hat der Rekord von Stefan Kraft aus dem Jahr 2017 auf 253,5 Meter weiter Bestand.
"Die FIS muss vom Weltrekord loslassen. Das macht keinen Sinn", sagte Hannawald. Für ihn sei die FIS der Ausrichter von Wettbewerben, nicht von offiziellen Weltrekorden. Der Wettkampf mit 50 Athleten sei nicht vergleichbar mit lang geplanten, speziellen Vorbereitungen für einen Einzelathleten. "Die FIS macht Schanzenrekorde, alles andere ist für das Guinness-Buch der Rekorde", sagte Hannawald.