Franziska Preuß sehnte sich nach dem emotionalen Drama am Holmenkollen einfach nur nach ihrer wohlverdienten Auszeit. "Wir fahren relativ schnell in den Urlaub, in dem Land interessiert Biathlon niemanden", sagte die frischgebackene Gesamtweltcupsiegerin lachend am ARD-Mikrofon. Das Ziel der Reise? Thailand! "Da ist Wintersport ganz weit weg", so Preuß: "Ich freue mich, dass man gar nicht darauf angesprochen wird und zwei Wochen komplett abschalten kann."
Vor allem ihr Kopf sei nach den letzten Wochen des Weltcups "durch", erklärte die sechste deutsche Siegerin der großen Kristallkugel. Beim sich immer weiter zuspitzenden Kampf mit der französischen Konkurrentin Lou Jeanmonnot um das Gelbe Trikot sei es für Preuß "anstrengend" gewesen, "dass man nie den Glauben verliert. Die Lou kommt näher und näher, dass man das nicht an sich heranlässt."
Im Massenstart von Oslo eroberte Preuß dann im letzten Rennen des Winters mit ihrem vierten Saisonsieg die zwischenzeitlich verlorene Spitzenposition zurück - auch, weil sich Jeanmonnot bei einem versuchten Überholmanöver auf der Schlussrunde selbst zu Fall brachte. "Spannender hätte es nicht sein können", sagte Preuß, die erst nach einem zurückgezogenen Protest des französischen Teams jubeln konnte: "Es war schon eine schwierige Situation, bis das geklärt war. Ich habe nichts dafür gekonnt, trotzdem mag man so eigentlich nicht gewinnen, man will bis zur Ziellinie kämpfen."
Doch nun könne man das eben "nicht mehr ändern", erklärte die 31-Jährige, die Jeanmonnot bei der Siegerehrung zu sich auf das höchste Treppchen des Podiums geholt hatte: "Ich habe zur Lou gesagt, dass man die Kugel eigentlich in der Mitte zerschneiden müsste und jeder eine Hälfte kriegt. Aber so ist der Sport, jetzt war es auf meiner Seite."
Wo sie ihre Trophäen für die jeweiligen Siege im Gesamtweltcup sowie in den Sprint- und Massenstartwertungen aufstellen will, wusste Preuß vor ihrer Rückreise in die Heimat noch nicht. "Ich muss zugeben, dass meine erste gewonnene Kugel im Keller im Abstellraum steht", sagte die Biathletin: "Mal schauen, vielleicht finden wir im Kraftraum ein schönes Regal für die Kugeln. Dafür haben wir April aber genug Zeit."