Aus Japan kommen für das Internationale Olympische Komitee (IOC) kurz nach den Sommerspielen von Paris nur noch schlechte Nachrichten. Der Reifenproduzent Bridgestone beendet als dritter japanischer Konzern binnen rund drei Wochen sein mehrere hundert Millionen Dollar schweres Engagement als IOC-Sponsor der höchsten Kategorie. Der weltweit zweitgrößte Reifenhersteller, der am Jahresende nach Ablauf seiner Verträge auch als Paralympics-Partner aussteigt, strebt künftig eine Fokussierung auf den Motorsport an.
Vor Bridgestone, das in Deutschland vor Paris mit Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo und Tischtennis-Idol Timo Boll geworben hatte, waren seit Mitte September auch schon die japanischen Schwergewichte Panasonic und Toyota aus dem TOP-Programm des IOC ausgestiegen. Der Elektronikriese Panasonic kündigte seine Partnerschaft mit der Ringe-Organisation nach 37 Jahren wegen "Managementüberlegungen" zur Neuausrichtung der Mittelverwendung auf. Toyota-Boss Akio Toyoda hingegen begründete den Olympia-Exit des größten Automobilherstellers der Welt ausdrücklich mit der "zunehmenden Politisierung" der olympischen Bewegung und gewachsenen Zweifeln an der Rolle der Aktiven als Mittelpunkt der Spiele.
Durch Bridgestones Schlussstrich unter sein vor zehn Jahren begonnenes Olympia-Sponsoring wächst zunächst das Loch in der IOC-Kasse vor Beginn des Zyklus bis zu den nächsten Sommerspielen 2028 in Los Angeles weiter an. Branchenberichten zufolge zahlte der Reifenproduzent im zurückliegenden Vier-Jahres-Zeitraum zwischen 200 und 250 Millionen Dollar. Toyota soll japanischen Medienberichten zufolge insgesamt 835 Millionen Dollar in die 2015 vereinbarte Kooperation mit dem IOC investiert haben.
Der J-Exit auf der Ebene der größten IOC-Finanziers ist auffällig. Analysten führen die Ausstiege von Nippons Wirtschaftsriesen nicht zuletzt auf die negative Entwicklung des Olympia-Images in Japan durch die Korruptionsfälle rund um die Corona-Sommerspiele 2021 in der Hauptstadt Tokio zurück. Als weiteren Grund nennen Experten sinkende Einschaltquoten in den für japanischen Unternehmen wichtigen USA.
Die Abgänge einheimischer Spitzenkonzerne von der Olympia-Bühne sind auch ein Indiz für Japans vorläufig zu erwartende Zurückhaltung bei Bewerbungen um künftige Spiele. Nach Tokio hatten die Asiaten im Vorjahr ihre Kandidatur für Olympische Winterspiele 2030 in Sapporo auch wegen mangelnder Unterstützung in der Bevölkerung zurückgezogen.