Die Überraschung an Heiligabend 1949 hat Erhard Keller nie vergessen. Es war Kellers fünfter Geburtstag, und auf dem Frühstückstisch lagen Schlittschuhe. Es waren seine ersten, jene, in denen Keller Schwung holte zu einer großen deutschen Sportlerkarriere. Doppel-Olympiasieger, Weltmeister, Weltrekordler. Keller wurde zum Star - und löste im Eisschnelllauf einen wahren Boom aus. An Heiligabend feiert Keller seinen 80. Geburtstag.
Erfolgsmensch, Lebenskünstler und Zahnarzt im Ruhestand: Dr. Erhard Keller blickt auf ein ereignisreiches Leben zurück. Auf dem Eis halfen ihm Talent, Schnellkraft, Wille, Zielstrebigkeit und Härte gegen sich selbst nach ganz nach oben. "Selbst, wenn ich vorher im Training schlecht war, konnte ich im Rennen explodieren", sagte Keller einmal.
Zum Strahlemann des deutschen Wintersports stieg er 1972 bei den Winterspielen in Sapporo auf. Der Bayer gewann dort sein zweites Olympia-Gold über 500 m. Keller war damit der erste deutsche Athlet, der einen Einzel-Olympiasieg wiederholte. "Ich war damals nahezu jeden Samstag im Aktuellen Sportstudio, so was ist heutzutage unvorstellbar, da gibt es nur noch Fußball", sagte Keller.
Vor der Kamera hatte Keller Talent. Eine ordentliche Portion Charme und sein fotogenes Lächeln kamen gut an. Mitte der 1970er-Jahre führte er gleich 114-mal durch das damals populäre Städteturnier "Spiel ohne Grenzen", zudem war er Gastmoderator im Sportstudio.
Einen "Fehler" im Leben hat aber auch Keller begangen - mit seinem Intermezzo im US-Profizirkus. "Ich hätte 1976 zum dritten Mal Olympiasieger werden können, aber der Weltverband hat mich nicht reamateurisiert", sagt er.