DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland klar verurteilt und die Bedeutung des Julius-Hirsch-Preises hervorgehoben. "Ich empfinde es als Schande, dass bestimmte Dinge hier in Deutschland wieder artikuliert werden, man ist sich offenbar der Geschichte nicht bewusst, die wir zu verantworten haben", sagte der 63-Jährige in einem gemeinsamen Interview mit SID, dpa und RND am Rande der Verleihung in München.
Beim "Julius Hirsch Preis" gehe es "um all das, wofür der Fußball und der Sport stehen sollten", sagte Jury-Mitglied Neuendorf: "Wir wissen, dass es leider nicht überall so ist in unserer Gesellschaft und dass vielfach auch Hass und Rassismus da ist, auch Antisemitismus." Deshalb habe man auch die jüdische Gemeinde als Veranstaltungsort ausgewählt.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB), so Neuendorf, wolle damit ein Zeichen setzen, "dass wir hier ganz klar an der Seite der jüdischen Gemeinschaft stehen, weil es natürlich schwierig ist in unserer Zeit, wenn Menschen Angst haben müssen, die Kippa zu tragen, wenn sie Parolen an Wänden lesen müssen, von denen wir geglaubt haben, dass es nie wieder passieren würden".
Der DFB verleiht den "Julius Hirsch Preis" seit 2005 und zeichnet Vereine, Institutionen und Einzelpersonen aus, die sich mit den Mitteln des Fußballs für Demokratie und Menschenwürde sowie gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form der Diskriminierung einsetzen. Der siebenmalige Nationalspieler Hirsch wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 aus dem Fußball gedrängt, verfolgt und gedemütigt. Er verlor seine wirtschaftliche Existenz und wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
In diesem Jahr erhielten das Leipziger Bildungsprojekt "Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport-Fußball" (IVF), der Karlsruher Fanclub "Blau-Weiss statt Braun" und der Traditionsverein FC Hertha Bonn 1918.